die kleine gernegroß
mach mal einen spaß und
einen witz. und freu dich mit mir über den regenbogen. da wo der himmel anfängt möchte ich gerne einmal fliegen und von oben sehen wie klein die welt ist und die menschen und die sorgen. und wenn
du an morgen denkst dann kriegst du runzeln und falten. und wenn du an gestern denkst wirst du steinalt. aber wenn du mir den bauch kitzelst bist du meine prinzessin und der frosch
und einfach unsterblich.
LiebesGlück
Bitte sag mir und erzähle, was ist dein schönster Lebenstraum
Top im Job, Karriere machen, Chefetage, Ladenraum
ein Geschäft für schöne Schuhe oder die Espressobar
ein Büro für weite Reisen bis hinaus nach Sansibar?
Wenn du mich fragst ist es etwas kleiner
so was wie ein Kiosk für die Phantasie
wo jede die es nötig hat
einen Traum sich malt
oder eine Melodie erfindet
etwas das auf Sehnsucht gründet
und grad so wie ein Lächeln strahlt.
Bitte sag mir und beschreibe, was ist dein größter Herzenswunsch
alle Meere überqueren, am Südpol steh`n mit einem Punsch
bis ans Ende aller Welten reisen, Kreuzfahrt oder Wüstentrip
im Wohnmobil die USA durchqueren, von Wallstreet bis zum Sunsetstrip?
Wenn du mich fragst ist es etwas kleiner
in etwa wie ein kleiner Strand im Sonnenschein
wo jede die noch ohne Heimat
eine Burg sich baut aus Zuversicht
wo Schutz wohnt in den weiten Räumen
ein Hoffen wächst mit neuen Träumen
im hellen, warmen, klarem Licht.
Bitte sag mir und sei ehrlich, was ist für dich dein Traum von Glück
LBS und Riesterente, Eigenheim und Baugrundstück
einen flotten Wagen fahren, Flachbildschirm und Sky Programm
Hund und Katze, Kinderwagen, Partnerschaft ein Leben lang?
Wenn du mich fragst ist es etwas kleiner
so was wie ein Schmetterling im Morgentau
der fröhlich tanzt
vom Wind gelenkt
dessen Flügel absichtslos die Blüten küssen
wo es nur Sein gibt und kein Müssen
weil jeder Flügelschlag ein Glück verschenkt.
Bitte sag mir und sei offen, wofür lohnt es sich zu leben
wofür all das Racken, Strampeln, all die Mühen, all das Streben
Werte sammeln, reicher werden, für ein bisschen Sicherheit
für den Wohlstand auch im Alter, gekauftes Glück auf Lebenszeit?
Wenn du mich fragst ist es etwas kleiner
in etwa so wie meine rechte Hand
die deine sucht
und zärtlich streift
weil Liebe sich auf Liebe baut
das eine Herz dem andern traut
und alles langsam wächst und reift.
Das mein Herz, das nenn ich Glück,
dass ist mein Lachen, Lieben, Leben
meine Schönheit in den Dingen
mein mich Schenken, mein mich Geben
und gemeinsam heißt es Kosten
eins und eins und manchmal zwei
lieben heißt einander achten
LiebesGlück ist immer frei.
© Kordula Völker, Dinslaken
aus dem Konzertprogramm "adrenalin"
Ich bin ein Baum
wenn ich mich verbiege
zerbreche ich
und die Kräfte meiner Wurzeln
steigen nicht mehr auf zur Krone
dann wird auf den nächsten Winter
kein Frühling mehr folgen
weil mir die Kraft
fehlt für meine Triebe
und mein Wachsen.
ich bin ein Baum
wenn ich mich deinem Willen beuge
sterbe ich
aber ich kann einen Ast kürzen
oder zwei
aus eigenem freien Willen
wenn etwas zu sehr im Wege steht
oder dich immer wieder
aufs Neue verletzt
ich hoffe Du verstehst
denn ich brauche meine Äste
weil sie meine Früchte tragen
und sind es nicht gerade die Früchte,
die Du so sehr liebst?
ich bin ein Baum
lass mich wachsen, blühen und gedeihen
dann teile ich mit Dir meine Ernte.
© Kordula Völker, Dinslaken
Ich bin ein Baum
in mir verbinden sich Himmel und Erde
aufrecht
gerade
stolz
und würdevoll
ich bin Eins mit mir
in den Kreisen meiner Ringe
reife ich zu wahrer Stärke
ich umarme meine Wunden und Verletzungen
und heile aus der inneren Kraft
meiner unendlichen Schönheit
die alles nimmt und vergibt
nährt und beschützt
ich bin ein Baum
unteilbar
einzigartig
und vollkommen
ich habe Wasser zum Leben
und die Luft zum Atmen
die Erde gibt mir Halt
und meine Schwestern
den Schutz vor allen Gefahren
die Sonne aber, die ewige Kraft des Feuerballs
lässt mich wachsen und erblühen
immer wieder im Kreislauf der Schöpfung
verbunden mit allem was wächst und gedeiht
bin ich ein Baum
und lebe.
© Kordula Völker, Dinslaken
Ich bin ein Baum
ich brauche Licht, Raum und Platz
du bist mir nah genug
auf der Lichtung
visasvis von mir
mit dem sanften Hügel
dem Fuchsbau
den Blaubeeren
und dem kleinen Bachlauf
ich kann Dich sehen
in deinem grünen Kleid
so stolz und hochgewachsen
mit aller Pracht und Würde
ruhst du in deiner Schönheit
und manchmal im Abendwind
neigen sich unsere Spitzen einander zu
und tanzen zärtlich umeinander
dann verschmelzen unsere Düfte
so erdig und satt
für den Augenblick einer Ewigkeit
und mit den letzten Sonnenstrahlen
steigt ein Falke auf
und fliegt von mir zu dir
dann setzt sich in deine Krone
und flüstert dir zu: du bist ein Baum. lebe.
© Kordula Völker, Dinslaken
Menschenwürde
Manchmal träume ich davon,
daß die Irren ihre Anstalten verlassen
und dahin zurückkehren,
wo der Wahnsinn angefangen hat.
Daß sie die Wurzel allen Übels finden,
und sie herausreißen aus ihrem Gestrüpp von Lügen und Schein.
Und dann wünsche ich mir,
daß sie diese Scheinheiligen zur
Verantwortung ziehen
und daß sie die, die sie in den Wahnsinn getrieben haben,
einsperren in die Anstalten,
solange bis sie verrückt werden vor Scham und Schuld.
Manchmal träume ich davon,
daß die Selbstmörderinnen ihre Gräben verlassen
und dahin zurückkehren,
wo die wahren Mörder zu finden sind.
Daß sie ihnen die Pistole auf die Brust setzten
und sie zwingen ihre Grabesreden
von Liebe und Nichtwissen zu wiederholen.
Und dann wünsche ich mir,
daß sie diese Heuchler zur Rede
stellen
und fragen, wo sie waren und was sie taten,
bevor die Seele in Flammen stand.
Daß sie ihnen den Spiegel der Wirklichkeit vor Augen führen
solange bis sie ersticken an ihrer Unschuld.
Manchmal träume ich davon,
daß die Verstummten ihr Schweigen brechen
und dahin zurückkehren,
wo die Gewalt ihnen die Sprache verschlagen hat.
Daß sie den Tätern das Fürchten lehren,
daß sie Namen nennen in aller Öffentlichkeit
und die Taten ans Licht bringen.
Und dann wünsche ich mir,
dass den Gewalttätigen all das wiederfährt,
was sie was sie ihren unschuldigen und hilflosen Opfern angetan haben.
Daß sie Erniedrigung, Demütigung, Ohnmacht und Verachtung erfahren,
solange bis sie sterben vor Angst und wünschten, sie wären tot.
Manchmal träume ich davon,
daß dieses Heer der Unsichtbaren Gestalt annimmt
und sich formt zu einer
unübersehbaren Macht
voll Würde und Selbstachtung.
Daß sie zu Gericht sitzen über ihre
Peiniger
und die Rechnungen begleichen, die noch offen sind:
Aug um Auge, Zahn um Zahn, Seele um Seele.
Und dann wünsche ich mir,
daß sie nicht Milde walten lassen, wo keine war,
daß sie keine Gnade vor Recht ergehen lassen,
und ihren Schuldspruch fällen im Namen der Kinder, die sie waren.
Manchmal träume ich,
die Menschenwürde wäre tatsächlich unantastbar.
Zum Internationalen Tag Gegen Gewalt gegen Frauen KV 20.3.96
Stein
der ins Wasser geworfen immer weitere Kreise zieht
der losgetreten am Berg
eine Lawine ins Rollen bringt
der Weisen
des Anstoßes
nachzufühlen
zu spüren
genießen was ist
das Jetzt wagen
bedingungslos
jeden Moment als neu zu erleben
sich treu sein
in jedem da sein
wach
mit allen Sinnen
kosten
sanftes erkunden
gewahr sein was ist
nicht sammeln
und bewahren
aber wachsen
und erblühen
in der gegenseitigen Sonne
vollkommen
klar
und in der Kraft aller Schönheit die in uns liegt
wenn das Liebe ist
sage ich ja, ich liebe.
wenn das Leben ist
sage ich ja, ich lebe.
wenn das Du bist
sage ich ja, ich will. dich.
Kordula Völker / 30. Juni 2013
Herzensfresser
Sie entdeckten einander
und ihre Lust
es war am 12.
es war im August
ihre Liebe war wie ein Symphoniekonzert.
Vielleicht hatte sie auch einfach nur der Hafer gestochen.
Aber etwas Großes war ausgebrochen,
für sage und schreibe 3 1/2 Wochen.
blieb ihre Verführung alert.
Der Sturm kam einfach
und ungebeten
Orkanstärke 10,
doch sie lebten,
als wäre ihre Liebe ein Pendelschlag.
Vielleicht hatten sie sich auch einfach nur in der Tür geirrt.
Aber so etwas geschieht und passiert,
wenn Herz um Herz umeinander schwirrt
blind bis zum letzten Tag.
Sie versprühten Feuer
Und heiße Lava
selbst als schon klar war
dass Ihre Liebe Ikarus versprochen war.
Vielleicht hatten sie auch einfach nur vergessen einzukaufen.
Aber sie waren ineinandergelaufen,
versuchten noch zusammenzuraufen,
was unberechenbar.
Die Hoffnung versagte
in Wut
die Glut
schürte ihre Liebe zu Tantalusqualen.
Vielleicht hatten sie einfach nur vergessen, den Fernseher auszuschalten.
Aber wenn Liebe erlischt, dann erkalten
Die Seelen, es leben die alten
Gefühle der Kannibalen.
© Kordula Völker, Dinslaken 26.10.02
aus dem Konzertprogramm "adrenalin"
Abschied
Wenn wir am Ende angekommen sind
und können sagen, daß es war gut,
dann war es wirklich gut.
Weil keine Rechnungen offen geblieben sind.
Weil wir stets sagten, was zu sagen war,
weil wir keine Auseinandersetzung scheuten
und uns versöhnten aus freien Stücken.
Wenn wir am Ende angekommen sind
und uns in die Augen sehen können,
dann weil nichts unausgesprochen blieb,
was es zu sagen gab.
Weil wir uns jeden Augenblick hingaben
mit unserm Zögern und unserem Drängen einander zu verstehen,
zu ergründen und anzunehmen mit allen Unzulänglichkeiten
und auch den eigenen.
Wenn wir am Ende angekommen sind,
und sich unsere Wege trennen,
dann wissen wir,
welchen Weg wir gemeinsam zurückgelegt haben.
Dann können wir auf Wiedersehen sagen und uns freuen,
daß wir soweit gekommen sind.
Der Abschiedsschmerz wird bleiben,
aber auch die Erinnerung daran,
daß wir nie soweit gekommen wären,
wenn wir nicht gemeinsam diesen Weg zurückgelegt hätten.
Wenn wir am Ende angekommen sind,
werden wir gemeinsam gelebt haben, was möglich war.
Wir werden unser Grenzen erfahren haben und wissen,
was wir gaben und genommen haben.
Und in diesem Moment werden wir beide wissen
daß dies das Ende ist.
Daß sich unsere Wege trennen müssen,
weil die Zukunft ein treten auf der Stelle wäre.
Wenn wir am Ende angekommen sind,
werden wir uns schweren Herzens gehen lassen können.
Aber auch dieser Schritt wird ein Wachsen sein in der Zuversicht,
dass unserer weiterer Weg ein Neuanfang ist
der keine Schulden hinterläßt.
Wenn wir am Ende angekommen sind,
werden wir reicher gehen, als wir gekommen sind.
Weil wir uns vorbehaltlos einander schenkten
und diesen Schatz hüten wie uns selbst.
© Kordula Völker
aus dem Konzertprogramm "adrenalin"